
Ob Alpen, Himalaya, Karakorum oder ein anderes Gebirge, wer einen der Gipfel erklommen hat, dem bietet sich ein atemberaubender Anblick, der mit nichts zu vergleichen ist. Urlaub und Sport in den Bergen ziehen jedes Jahr mehr Touristen an. Gebirge sind ideal zum Entspannen, die Berge sind aber auch Ziel von Extremsportlern. Dieser umfassende Bergtourismus hat Folgen. Müll-Berge oder Berge von Müll? Beides trifft in den Bergen immer mehr zu. Circa zehn Prozent dieser Erde ist von Bergen bedeckt und ebenso wie in den Meeren steigt auch die Verschmutzung in den Bergen. Durch Tourismus und Ressourcen-Abbau vermüllen unsere Berge immer mehr. Dabei ist die Müllbeseitigung in den Bergen genauso schwer wie im Meer. Achtlos weggeworfene Gegenstände verrotten nur schwer. Selbst organische Materialien benötigen viel Zeit – Zeit, die unsere Berge nicht mehr haben.
Inhaltsverzeichnis
So vermüllt sind die Alpen
Wie vermüllt die Alpen wirklich sind, kann man nur erahnen. Junge Landschaftssäuberer haben im Jahr 2017 in nur zwei Wochen allein im Salzkammergut 10.000 Liter Müll gesammelt. Seit die Aktion in den 70-er Jahren gestartet ist, wurden allein im österreichischen Teil der Alpen fast vier Millionen Liter Abfälle gesammelt. Dabei sind Ortschaften nicht eingeschlossen.
Es gibt fast nichts, was nicht irgendwo in der Landschaft rumliegt. Angefangen von Plastiktüten und -flaschen über Getränkebüchsen, Essensreste, Taschentücher, Zigarettenstummel bis hin zu Autoreifen und Blech. Vor allem Touristen und Sportler tragen den Müll in die Berge. Entlang von Wanderwegen, Straßen und Höhenwegen ist der meiste Müll zu finden. Aber auch in der geschützten Natur der Alpen ist jeglicher Müll zu finden. Vieles wird mit auf Wanderschaft genommen, kommt aber nicht wieder mit zurück ins Tal.
Ein großes Problem sind Berghütten, denn die Abfallentsorgung funktioniert im Gebirge nicht so wie im Tal. Müll, der in den Bergen entsteht, kommt nur schwer wieder herunter, wo er fachgerecht wieder entsorgt werden kann.
Müll verrottet am Berg langsamer
In den Bergen ticken die Uhren etwas anders. Und das betrifft leider auch den Müll. Plastiktüten, die im Flachland in „schon“ 80 Jahren verrottet sind, benötigen in den Bergen bis zu 120 Jahre. Die besonderen Bedingungen im Gebirge und Hochgebirge sorgen dafür, dass alles etwas länger dauert. Dafür sind auch die etwas niedrigeren Temperaturen verantwortlich, die im Gebirge herrschen. Außerdem ist für den Zersetzungsprozess von Müll Sauerstoff notwendig. In den Bergen ist der Sauerstoffgehalt der Luft aber viel niedriger. In den Bergen beträgt je nach Höhe der Sauerstoffgehalt der Luft gerade mal ein Drittel im Vergleich zur Meereshöhe.
Müll-Art | Zeitspanne |
---|---|
Bananenschale | 1 – 3 Jahre |
Kaugummi | 5 Jahre |
Zigarettenstummel | 2 – 7 Jahre |
Papiertaschentuch | 1 – 5 Jahre |
Plastiktüten | 120 Jahre |
Blechdosen | 500 Jahre |
Plastikflaschen | 500 – 1.000 Jahre |
Müllvermeidung beim Bergsteigen beginnt bei der Tourenplanung
Der Müll in den Bergen wird immer mehr. Es ist scheinbar ein Phänomen, dass sich dort, wo schon Müll vorhanden ist, auch immer mehr Müll sammelt. Je größer der Müllberg wird, desto mehr sinkt die Hemmschwelle, an gleicher Stelle etwas wegzuwerfen. Dabei ist Müllvermeidung ganz einfach. Eigentlich beginnt es schon beim Aufstieg in die Berge. Von Anfang an sollte auf Verpackungen wie Plastiktüten verzichtet werden. Besser ist es, alles in Mehrwegdosen unterzubringen, die später auch wieder mit in Richtung Heimat gehen. Das gleiche gilt für Getränkeflaschen. Mehrwegflaschen sind Einwegflaschen vorzuziehen. Diese lassen sich auch einfach unterwegs wieder mit Wasser füllen, sollte der Getränkevorrat ausgehen.
Müll, der auf den Berg mit hochgenommen wird, muss auch wieder mit runtergenommen werden. Deshalb ist es vorteilhaft, immer einen kleinen Müllbeutel einstecken zu haben, in dem der Müll gesammelt wird. In den Alpen gibt es an vielen Stationen Müllbeutelspender für all diejenigen, die den Müllbeutel vergessen haben. Auch Müll, den man nicht selbst verursacht hat, aber unterwegs gefunden hat, sollte man aufheben und mit ins Tal nehmen.
Müllaktionen der Alpenvereine
Die Alpenvereine machen sich stark für saubere Alpen. Mit der Kampagne „Saubere Berge“ wurden an allen bewirtschafteten Hütten rote Mülltütenspender aufgestellt, in denen Wanderer und Bergsteiger Mülltüten erhalten können. Die Mülltüten sind natürlich biologisch abbaubar.
Touristen sollen aber auch für die eigenverantwortliche Müllvermeidung sensibilisiert werden. Aufklärung hat dabei Priorität. Überall gibt es Schilder mit Verhaltensregeln für die Berge. Ziel ist es, die Bergsteiger für die Müllvermeidung und Müllentsorgung vertraut zu machen.
Jedes Jahr sammeln Vereine, Studenten und Landschaftssäuberer in den Alpen Müll. In den letzten 40 Jahren wurden auf diese Weise allein in den österreichischen Alpen 3,4 Millionen Liter Müll gesammelt. Die Aktion, die 1972 mit einem Tag begann, geht heute meist über Wochen.
Müll im Himalaya – die höchste Müllkippe der Welt
Ohne Frage ist der Himalaya im Allgemeinen und der Mount Everest im Besonderen einer der magischen Touristenmagneten. Hier zieht es nicht nur professionelle Bergsteiger hin. Der höchste Berg der Welt zieht jährlich unzählige Sportler und Touristen an. Stiegen früher gerade mal 25 Bergsteiger im Jahr auf den Mount Everest so sind es heute über 500 jährlich. Dazu kommen unzählige Touristen im Himalaya. In der Region des Mount Everest sind es jährlich bis zu 40.000 Trekker.
Gigantische Umweltverschmutzung am Mount Everest
Die Umweltverschmutzung durch Touristen und Bergsteiger allein am Mount Everest ist gigantisch. Nicht ohne Grund wird das Basislager inzwischen als „höchste Müllkippe der Welt“ bezeichnet. Neben Kot und Urin verteilt sich der Müll von Zeltresten, Gaskartuschen, Dosen, Sauerstoffflaschen und vielem mehr über den Platz. Der meiste Müll landet in der Landschaft, denn ganz einfach ist es bei den Strapazen nicht, den Müll auch wieder mit ins Tal zu nehmen. Jedes Gramm Müll ist eine zusätzliche Belastung.
Im Frühjahr 2018 wurde eine riesige Aufräumaktion am Mount Everest gestartet. Über 100 Tonnen Müll, der von Touristen und Bergsteigern hinterlassen wurde, sollte vom Berg gebracht werden. Bereits am ersten Tag des Frühjahrsputzes wurden 1200 Kilogramm ausgeflogen, um recycelt zu werden. Der größte Teil des Abfalls besteht aus Bierflaschen, Suppendosen, Getränkedosen und Bergsteigerzubehör. Ein enormes Gesundheitsproblem stellen inzwischen die Fäkalien der Menschen dar, welche die Region besuchen.
Umweltschützer vermuten, dass sich in den letzten Jahren über 600 Tonnen Müll am Mount Everest gesammelt haben. Inzwischen versucht die Regierung von Nepal etwas zu unternehmen. Jede Expedition, die sich in Richtung Mount Everest auf den Weg macht, muss Pfand von bis zu 4000 Dollar zahlen, die nur zurückgezahlt werden, wenn der Müll wieder mit ins Tal gebracht wird.
In der Todeszone des Mount Everest befinden sich auch viele Tote, die hier den Kampf gegen den Berg verloren haben. Nicht alle werden zurück ins Tal gebracht. Oft ist es auch nur schwer möglich, die verunglückten Bergsteiger zu bergen. Seit 1953 sind etwa 300 Menschen am Berg gestorben. Viele wurden geborgen. Wer allerdings oberhalb der Todeszone verunglückte, bleibt im ewigen Eis des Mount Everest, wo sein Leichnam von der eisigen Kälte konserviert wird.
Müll entlang von Höhenwegen und Trekkingwegen
Der meiste Müll sammelt sich natürlich entlang der Trekkingwege und Höhenwege, denn hier tummeln sich die meisten Touristen. Viele Dinge werden achtlos weggeworfen, oft machen sich Touristen keine Gedanken darüber, wie lange der Müll in den Bergen zum Verrotten benötigt und welche Umweltbelastung er darstellt. Auch wenn der Müll an den Wegen leichter abzutransportieren ist, sollte doch jeder seinen Abfall mit ins Tal nehmen.
Darum fällt in großen Höhen vermehrt Müll an
In den großen Höhenlagen ist die Luft dünn, das Atmen fällt ohnehin schon schwer, Last und Bewegung erfordern zusätzliche Kraft. Der Aufstieg und Abstieg in den Bergen ist ein enormer Kraftaufwand für Expeditionen. Jeder Ballast, der mitgeführt werden muss, ist eine Belastung für den Körper, auch für trainierte Bergsteiger.
Obwohl für eine Expedition zum Mount Everest Müllkaution hinterlegt werden muss, lohnt es sich oft nicht, den Müll wieder mit ins Tal zu nehmen. Für eine Expedition auf den Mount Everest fallen Gesamtkosten von bis zu 100.000 Dollar ein. Da sind die Kautionskosten für den Müll Peanuts, die kaum ins Gewicht fallen. Deshalb wird kaputte Bergsteigerausrüstung meist zurückgelassen. China droht inzwischen aber empfindlich Strafen an, die gezahlt werden müssen, wenn kein Müll mit zurückkommt.
Dass so viel von der Bergsteigerausrüstung zurückbleibt, liegt vor allem am überdurchschnittlichen Verschleiß der Materialien. Und nicht zuletzt fehlt vielen Touristen und Bergsteigern das Umweltbewusstsein. Das Ziel ist der Berg, da interessieren andere Dinge wenig.
Müll in den Bergen – eine Belastung für die Umwelt
Müll ist überall eine enorme Umweltbelastung. In großen Höhenlagen wird es aber noch einmal etwas komplizierter. Durch die niedrigeren Temperaturen und die damit fehlenden Bakterien verrottet der Müll in den Bergen viel langsamer. Selbst Obst und Gemüse braucht länger als auf dem heimischen Kompost. Dazu kommt, dass exotische Früchte in den meisten Breitengraten sowieso länger zum Verrotten benötigen. Sie sind nun mal auf heiße Temperaturen eingestellt. Schalen von Banane oder Orange sind außerdem oft mit Pestiziden und Konservierungsmitteln behandelt. Dadurch werden nicht nur Gifte in den Boden gebracht, die Schalen verrotten auch langsamer.
Je höher man in den Bergen kommt, desto schwieriger wird die Abfallbeseitigung. An steilen Hängen und auf Höhenwegen kommt man mit Fahrzeugen nur schlecht oder gar nicht hin. Alles muss per Hand gesammelt und ins Tal gebracht werden. In Gletschern ist ein Verrotten gar nicht möglich. Das Eis konserviert über Jahrhunderte den Müll.
Der Kampf gegen Müll im Himalaya
Natürlich wird auch rund um den Mount Everest dem Müll der Kampf angesagt. Nepal verlangt vor dem Aufstieg eine Kaution in Höhen von bis zu 4.000 Dollar, die Bergsteiger und Touristen nur zurückerhalten, wenn sie den Müll mit vom Berg bringen. China gibt Müllsäcke vor Antritt einer Expedition aus. Jeder Teilnehmer ist verpflichtet acht Kilogramm Müll mit ins Tal zu bringen. Leider wird nicht immer alles akkurat geprüft.
Das Sagarmatha Pollution Control Committee koordiniert den Frühjahrsputz um den Mount Everest. Die gemeinnützige Organisation packt aber nicht nur selber mit an, sondern bemüht sich auch um Aufklärung und die Einbeziehung der Bevölkerung in die Abfallbeseitigung. Das SPCC überwacht illegales Klettern, prüft Klettererlaubnisse und setzt Abfallbewirtschaftungsstrategien um. Wanderer, Träger, Führer und Studenten treffen sich zu jährlichen Aufräumaktionen und setzen Aufklärungsprogramme um.
Nepal ruft inzwischen zu einer Putzaktion auf. Dabei konzentriert man sich zuerst auf recycelbare Abfälle wie Plastik, Verpackungen, Dosen aber auch Sauerstoffflaschen. Der Müll wird von Lukla in die Hauptstadt Kathmandu per Flugzeug ausgeflogen. So bekommen die Sherpas, die Lastenträger und Reiseführer der Alpinisten und Touristen sind, endlich Unterstützung. Mit neuen Regeln will man mehr Kontrolle über das Müllproblem bekommen.
Ausrüstung und Vorbereitung – Müllvermeidung beginnt im Tal
Wer sich auf den Weg in die Berge macht, sollte vorher den Trip gut vorbereiten und die Ausrüstung checken. Eine Bergtour, die gut geplant ist, muss nicht im Müllchaos enden. Naturschutz und Umweltschutz stehen auch oder gerade bei einer Bergtour an erster Stelle.
Müllvermeidung lässt sich planen
Müllvermeidung beginnt schon bei der Planung der Tour. Man sollte Müll gar nicht erst mit auf den Berg nehmen. Einmal-Verpackungen bleiben am besten zu Hause. Statt Plastiktüte ist die Brotbüchse eine gute Wahl. Auch bei Flaschen und Behältern sollte man auf Mehrweg setzen. Überall, wo es möglich ist, sollte gänzlich auf Verpackung verzichtet werden. Je weniger Müll den Berg mit hinauf geht, desto weniger muss heruntergetragen werden. Auf keinen Fall sollte man auf Müllsäcke verzichten, in die alles hineinkommt, was doch irgendwo in den Müll wandern muss.
Auch die Ausrüstung macht Müll
Auch die Ausrüstung sollte überlegt ausgewählt werden. Hochwertige Produkte halten länger als Billigware und machen mehr als eine Bergtour mit. Bei der Ausrüstung sollten Bergsteiger unbedingt auf Nachhaltigkeit achten. Eingepackt wird natürlich nur das, was unbedingt notwendig ist. Das verführt auch nicht dazu, unnötigen Ballast am Wegesrand einfach liegen zu lassen. Zu der Weglänge kommen auch noch Höhenmeter hinzu, da ist sowieso jedes Gramm, das man weniger zu tragen hat, Gold wert. Die Ausrüstung sollte maximal ein Viertel des Körpergewichtes ausmachen.
Wer zu seiner aller ersten Bergtour aufbricht, kann auch gut auf gebrauchte Ausrüstung setzen. Es muss nicht gleich die Luxusausführung sein, schließlich weiß man nie, ob man das Hobby fortführen möchte und es dann noch nächste Touren geben wird. Ausrüstung, die unterwegs kaputtgeht, kann auch gut wieder mit vom Berg genommen werden, um sie zu reparieren. Recycling und Upcycling heißen die Schlagwörter für die Produkte.
Reparieren statt wegwerfen – ein Contra für die Wegwerfgesellschaft
Defekte Ausrüstung muss nicht gleich weggeworfen werden – und schon gar nicht in den Bergen. Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten, Kleidung und Ausrüstung zu reparieren. Profis machen das natürlich selbst.
Wer es nicht kann und die Kosten für eine professionelle Reparatur sparen möchte, findet auf ifixit.com immer jemanden, der Ahnung davon hat. Auf den Straßen von Europa ist das Team von Patagonia Worn Wear Tour unterwegs und repariert Schäden an Kleidung und Ausrüstung. Mit der Initiative sollen Verbraucher angespornt werden, die Lebensdauer ihrer Kleidung zu verlängern. Es lohnt sich.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar